Einführung in MBSE: Die Zukunft des Systems Engineering

In einer Welt, in der Systeme immer komplexer und interdisziplinärer werden, steht das traditionelle, dokumentenbasierte Systems Engineering vor großen Herausforderungen. Model-Based Systems Engineering (MBSE) bietet eine moderne Alternative, die auf der Nutzung zentraler, digitaler Modelle basiert. Diese Modelle ermöglichen es, die Konsistenz, Effizienz und Nachverfolgbarkeit in der Systementwicklung erheblich zu verbessern. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Prinzipien von MBSE, beleuchtet die Vorteile und Herausforderungen dieser Methode und bietet praktische Einblicke in die Auswahl und Implementierung von MBSE-Tools.

Hände arbeiten gemeinsam an einem digitalem Modell.

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Grundlegende Prinzipien von MBSE

Was ist Systems Engineering?

Systems Engineering:
Systems Engineering (SE) ist eine interdisziplinäre Methode zur Entwicklung und Realisierung komplexer Systeme, die sowohl technische als auch organisatorische Aspekte berücksichtigt. Es umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Systems – von der ersten Konzeption über das Design und die Implementierung bis hin zur Validierung, Wartung und letztlich der Stilllegung. Der Ansatz integriert verschiedene technische Disziplinen wie Mechanik, Elektronik, Software und Systemintegration und sorgt dafür, dass alle Anforderungen eines Projekts vollständig und effizient erfüllt werden.

Im Systems Engineering liegt ein besonderer Fokus auf der Definition klarer Anforderungen, der Koordination der verschiedenen Disziplinen und der Sicherstellung, dass das System als Ganzes den festgelegten Anforderungen entspricht und funktionsfähig ist. Dazu gehören auch die Identifikation und das Management von Risiken sowie die Gewährleistung, dass das System im Betrieb zuverlässig und sicher funktioniert. Systems Engineering bezieht sich auf die Prozesse, Werkzeuge und Techniken, die notwendig sind, um die Komplexität moderner Systeme zu bewältigen und dabei Kosten, Zeitpläne und Qualitätsziele einzuhalten.

MBSE – Model-Based Systems Engineering?
Model-Based Systems Engineering (MBSE) ist eine spezifische Ausprägung des Systems Engineering, bei der systematische Modelle anstelle traditioneller textbasierter Dokumentation verwendet werden, um den Entwicklungsprozess zu steuern. MBSE setzt auf die Nutzung von Modellen zur Definition, Analyse, Simulation und Kommunikation der Systemarchitektur und -anforderungen. Der Einsatz von MBSE ermöglicht eine präzisere, konsistentere und effizientere Entwicklung von Systemen, da alle relevanten Informationen in einem zentralen Modell zusammengeführt werden. Dadurch wird nicht nur die Qualität der Ergebnisse gesteigert, sondern auch die Nachverfolgbarkeit und Änderungsmanagement deutlich verbessert.

Vergleich zu traditionellen Methoden des Systems Engineering

Traditionelle Methoden des Systems Engineering basieren auf umfangreicher, textbasierter Dokumentation, die als zentrale Informationsquelle dient. Diese Herangehensweise ist jedoch oft zeitaufwendig und fehleranfällig, da Änderungen manuell nachverfolgt und in allen Dokumenten konsistent umgesetzt werden müssen.

Model-Based Systems Engineering (MBSE) bietet hier entscheidende Vorteile. Anstatt Dokumente zu verwenden, wird das System in einem zentralen, digitalen Modell dargestellt. Dieses Modell ermöglicht eine konsistente und effiziente Verwaltung aller Systemaspekte, von Anforderungen bis hin zu Schnittstellen. Änderungen werden direkt im Modell vorgenommen und automatisch überall aktualisiert, was die Nachverfolgbarkeit und Zusammenarbeit erheblich verbessert. Zudem erlaubt MBSE eine frühzeitige Identifikation von Fehlern und Optimierungsmöglichkeiten durch Simulationen und Analysen.

Einführung in gängige Modellierungssprachen

Bei der Umsetzung von Model-Based Systems Engineering (MBSE) spielen Modellierungssprachen eine zentrale Rolle. Zwei der am häufigsten verwendeten Sprachen sind SysML (Systems Modeling Language) und UML (Unified Modeling Language).

SysML Logo

SysML

SysML ist eine speziell für MBSE entwickelte Sprache, die es ermöglicht, komplexe Systeme in einer strukturierten und standardisierten Form darzustellen. SysML erweitert die Funktionen von UML um spezifische Elemente für das Systems Engineering, wie z.B. Anforderungen, Blockdiagramme und Zustandsautomaten. Diese Erweiterungen machen SysML besonders geeignet für die Modellierung von Systemarchitekturen, Schnittstellen und Systemverhalten.

UML

UML hingegen wurde ursprünglich für die Softwareentwicklung entwickelt, findet jedoch auch Anwendung im MBSE, insbesondere wenn es um die Modellierung von softwareintensiven Systemen geht. UML bietet eine Vielzahl von Diagrammtypen, wie Anwendungsfall-, Klassen- und Sequenzdiagramme, die es ermöglichen, sowohl statische Strukturen als auch dynamische Abläufe eines Systems zu visualisieren.

Vorteile von MBSE

Verbessertes Systemverständnis und -beschreibung

MBSE bietet eine präzisere und umfassendere Modellierung von Systemen im Vergleich zu traditionellen, textbasierten Ansätzen. Dadurch wird das Systemverständnis unter allen Beteiligten verbessert, was die Kommunikation fördert.

Frühe Fehlererkennung und Risikominderung

Durch Simulationen und Tests ermöglicht MBSE die frühzeitige Identifizierung und Behebung von Fehlern, was den Entwicklungsprozess sicherer und effizienter gestaltet.

Nachverfolgbarkeit und Konsistenz

MBSE steigert die Nachverfolgbarkeit von Entscheidungen und Änderungen, da alle relevanten Informationen zentral gespeichert werden, was die Systembeschreibung konsistenter macht.

Wiederverwendbarkeit von Modellkomponenten

Dank MBSE lassen sich Subsysteme und Modellkomponenten effizient wiederverwenden, was sowohl die Entwicklungszeit verkürzt als auch Kosten reduziert.

Herausforderungen von MBSE

Modellierungskomplexität

Die Komplexität der zu erstellenden und zu pflegenden Modelle kann eine Herausforderung darstellen. Es erfordert Fachwissen, um Modelle zu erstellen, die die Komplexität des realen Systems genau widerspiegeln und gleichzeitig verständlich bleiben.

Validierung und Verifikation

Die Sicherstellung, dass die erstellten Modelle korrekt und zuverlässig sind, ist eine der größten Herausforderungen bei MBSE. Fehlerhafte Modelle können zu erheblichen Problemen im System führen

Kontinuierliche Pflege und Aktualisierung

MBSE-Modelle müssen ständig gepflegt und aktualisiert werden, um den aktuellen Anforderungen und Bedingungen gerecht zu werden. Dies erfordert ein effektives Änderungsmanagement und eine kontinuierliche Überwachung.

Organisatorische Akzeptanz

Der Einsatz von MBSE erfordert oft kulturelle Veränderungen innerhalb einer Organisation. Es kann Widerstand geben, insbesondere wenn es um die Einführung neuer Werkzeuge und Methoden geht, die eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern.

Werkzeuge und Technologien für MBSE

Model-Based Systems Engineering (MBSE) wird durch eine Vielzahl spezialisierter Tools unterstützt, die den gesamten Entwicklungsprozess abdecken. Diese Tools ermöglichen die Modellierung, Simulation und Analyse komplexer Systeme. Zu den gängigen MBSE-Tools gehören Cameo Systems Modeler, das auf SysML basiert und für die Entwicklung und Analyse von Systemarchitekturen verwendet wird, sowie MATLAB Simulink, das häufig zur Modellierung und Simulation dynamischer Systeme, insbesondere in der Automobil- und Luftfahrtindustrie, eingesetzt wird. Diese Tools helfen dabei, Systemanforderungen zu definieren, zu validieren und Änderungen effizient nachzuverfolgen. Sie fördern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und verbessern die Konsistenz und Qualität der Systementwicklung.

Wie MBSE-Tools die Implementierung von MBSE erleichtern

MBSE-Tools spielen eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Implementierung von Model-Based Systems Engineering, da sie den gesamten Entwicklungsprozess unterstützen und optimieren. Diese Tools ermöglichen die Erstellung, Simulation und Analyse zentraler Systemmodelle, wodurch alle relevanten Informationen in einem digitalen Modell gebündelt werden. Dadurch wird die Konsistenz der Daten gewährleistet und die Nachverfolgbarkeit von Änderungen erleichtert. MBSE-Tools fördern zudem die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen, indem sie eine gemeinsame, visuelle Plattform bieten, auf der alle Beteiligten arbeiten können. Durch die Integration von MBSE-Tools in bestehende Prozesse können Unternehmen die Effizienz steigern, Fehler frühzeitig erkennen und den Entwicklungsprozess insgesamt beschleunigen.

Auswahlkriterien für das richtige MBSE-Tool

Die Wahl des richtigen MBSE-Tools ist entscheidend für den Erfolg der Systementwicklung. Hier sind einige wichtige Kriterien, die bei der Auswahl eines MBSE-Tools berücksichtigt werden sollten:

Projektanforderungen

Das Tool sollte die spezifischen Anforderungen des Projekts erfüllen. Wenn das Projekt beispielsweise eine intensive Simulation mechanischer Prozesse erfordert, könnte ein Tool wie MATLAB Simulink geeignet sein. Für die Modellierung komplexer Systemarchitekturen wäre hingegen Cameo Systems Modeler eine bessere Wahl.

Kompatibilität und Integration

Es ist wichtig, dass das MBSE-Tool nahtlos in die bestehende IT-Landschaft integriert werden kann. Das Tool sollte mit den bereits genutzten Softwarelösungen und Datenformaten kompatibel sein, um den Datenaustausch zu erleichtern und die Konsistenz der Modelle sicherzustellen.

Skalierbarkeit

Ein gutes MBSE-Tool sollte skalierbar sein, d.h. es sollte in der Lage sein, mit den wachsenden Anforderungen und der Komplexität des Projekts umzugehen. Dies ist besonders wichtig in großen, langfristigen Projekten, bei denen sich die Systemanforderungen im Laufe der Zeit ändern können.

Kosten

Die Gesamtkosten des Tools, einschließlich Lizenzgebühren, Schulungen und Wartung, sollten im Verhältnis zum Nutzen stehen. Es ist wichtig, ein Tool zu wählen, das innerhalb des Budgets liegt und gleichzeitig alle erforderlichen Funktionen bietet.

Herausforderungen bei der Einführung von MBSE

Die Einführung von Model-Based Systems Engineering (MBSE) ist ein komplexer Prozess, der sowohl technologische als auch organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Eine der größten Hürden ist die Komplexität der MBSE-Tools. Diese Werkzeuge erfordern spezielles Fachwissen und eine steile Lernkurve, weshalb umfassende Schulungs- und Weiterbildungsprogramme notwendig sind, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter die neuen Tools effektiv nutzen können. Ohne ausreichende Schulung kann die Implementierung von MBSE ins Stocken geraten oder ineffizient werden.

Ein weiteres bedeutendes Hindernis ist die Integration der MBSE-Tools in bestehende IT-Systeme und Arbeitsprozesse. Unternehmen haben oft bereits etablierte Prozesse und Systeme, die reibungslos funktionieren. Die Einführung neuer Tools erfordert daher sorgfältige Planung und Anpassungen, um sicherzustellen, dass die neuen Werkzeuge nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert werden, ohne den laufenden Betrieb zu stören. Dies kann zusätzliche Ressourcen und Zeit erfordern, um sicherzustellen, dass die Integration reibungslos verläuft.

Neben den technologischen Herausforderungen ist ein kultureller Wandel innerhalb des Unternehmens notwendig. MBSE bringt eine neue, modellbasierte Denkweise mit sich, die Transparenz, Interdisziplinarität und kontinuierliches Feedback erfordert. Dieser Wandel kann auf Widerstand stoßen, insbesondere bei Mitarbeitern, die an dokumentenbasierte Methoden gewöhnt sind. Die Akzeptanz von MBSE erfordert daher ein effektives Veränderungsmanagement, das den Wandel begleitet und die Mitarbeiter durch klare Kommunikation und Unterstützung auf die neuen Arbeitsmethoden vorbereitet.

Zusätzlich erfordert MBSE eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen. Da MBSE alle Systemaspekte in einem zentralen Modell zusammenführt, müssen verschiedene Teams – wie Mechanik, Elektronik, Software und Systemintegration – eng zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit kann jedoch durch bestehende Silos innerhalb der Organisation erschwert werden. Um diese Herausforderung zu überwinden, müssen Unternehmen Strukturen und Prozesse schaffen, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Teams fördern.

Insgesamt erfordert die erfolgreiche Einführung von MBSE eine sorgfältige Planung, die sowohl technologische als auch organisatorische Aspekte berücksichtigt. Durch den richtigen Umgang mit diesen Herausforderungen können Unternehmen die Vorteile von MBSE voll ausschöpfen und ihre Systementwicklungsprozesse erheblich verbessern.

Fazit: MBSE als Schlüssel zur modernen Systementwicklung

Model-Based Systems Engineering (MBSE) hat sich als wesentlicher Ansatz für die Entwicklung komplexer Systeme etabliert. Im Vergleich zu traditionellen, dokumentenbasierten Methoden ermöglicht MBSE durch die zentrale Verwaltung aller Systeminformationen in digitalen Modellen eine höhere Konsistenz, Effizienz und Nachverfolgbarkeit. Besonders in Branchen wie der Luftfahrt, Automobilindustrie und Energie ist MBSE unverzichtbar geworden, da es Unternehmen hilft, die zunehmende Komplexität moderner Systeme und die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zu bewältigen.
Für Unternehmen, die MBSE einführen möchten, ist es entscheidend, eine klare Vision und stufenweise Implementierung zu verfolgen, beginnend mit Pilotprojekten. Eine umfassende Schulung der Teams und die Förderung eines Kulturwandels, der auf Zusammenarbeit und offenen Austausch setzt, sind ebenfalls zentrale Erfolgsfaktoren. Langfristig bietet MBSE erhebliche Vorteile, da es nicht nur die Effizienz und Produktqualität steigert, sondern auch eine solide Grundlage für die Integration neuer Technologien wie die digitale Transformation und Industrie 4.0 schafft.

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